Am 4. Mai war das Kreiskrankenhaus Mechernich Gastgeber der Veranstaltung, die im Rahmen von Care & Mobility Innovation vom Projektteam aus Stadt- und Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg kommen. 59 hochrangige Vertreter aus dem Gesundheitswesen nutzten die Gelegenheit, sich über neue Anwendungen zu informieren, die bereits in der Praxis Fuß gefasst haben. Praktische Vorführungen von Temi, dem aus dem Fernsehen bekannten Pflegeroboter, und einem Rollständer zur Telemedizin in Alten- und Pflegeheimen luden zum Austausch auf dem Markt der Möglichkeiten ein.

Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführer Martin Milde und Thorsten Schütze vom Kreiskrankenhaus Mechernich skizzierte Landrat Markus Ramers in seiner Begrüßung den Rahmen der Herausforderungen: „Der ländliche Raum bietet viel Platz für Wohnen und Erholung. Aber bei der geringen Bevölkerungsdichte lohnen sich einige Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Facharztpraxen nicht.“

Einen Lösungsansatz für Alten- und Pflegeheime stellte Prof. Dr. Michael Czaplik von Docs in Clouds mit seinem TeleDoc-System vor. Mit digitaler Technik, montiert auf einem Rollständer, kann sich der Arzt in ein Pflegeheim-Zimmer zuschalten und gemeinsam mit einer speziell geschulten Pflegefachkraft eine Visite abhalten. Dadurch können bis zu 40% der Krankenhauseinweisungen eingespart werden. Ein Gewinn insbesondere für die Bewohner der Heime.

 

 

Wie sich Telemedizin in den Alltag einer Arztpraxis integrieren lässt, stellte Dr. Benedikt Zumbé anschaulich vor. Er spannte den Bogen aber weiter und sieht darin auch Vorteile für die Ansiedlung von Ärzten im ländlichen Raum. Diese können mittels Televisite auch Homeoffice machen, was die Attraktivität, im ländlichen Raum zu arbeiten, steigere. Außerdem hilft es bei der Ausbildung der Ärzte: Sie können schon früh selbständig Hausbesuche durchführen. Bei Unklaren Situationen wird der erfahrene Arzt zugeschaltet und gibt Sicherheit.

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Vorführung eines „gepimpten“ Temi-Pflegeroboters, der bei der St. Gereon Seniorendienste gGmbH in Hückelhoven zum Einsatz kommt. Er bietet nicht nur die aus dem Fernsehen bekannte  Möglichkeit zur TeleVisite von Angehörigen an, sondern kann auch zu Spielen motivieren. Als eine weitere praktische Anwendung wurde eine spezielle Bettunterlage vorgestellt, deren Sensoren die Arbeit der Pflegekräfte zum Beispiel im Nachtdienst erleichtern.

 

„Gesundheitsversorgung bedeutet auch, für sich selber zu sorgen und fit zu bleiben“, stellte Herr Franz-Peter Schäfer heraus. Bereits durch den normalen Muskelabbau verliert ein Mensch ab 60 Jahren 1,5% seiner Muskelmasse. Dem kann mit entsprechender Ernährung und Muskeltraining entgegengewirkt werden. Wie die Erkenntnisse für Vorbereitungen auf z. B. Hüftoperationen genutzt werden kann, wäre ein spannendes Forschungsfeld.

Als Best-Practice-Beispiel wurde die App „Corhelper“ von Herrn Simon Schröder vorgestellt. Die in dem Projekt „Aachen rettet“ entwickelte App leitet freiwillige Ersthelfer im Notfall in Minutenschnelle zu Patienten, der lebensrettende Sofortmaßnahmen benötigen. Dadurch werden wertvolle Minuten bis zum Eintreffen der Rettungsdienste überbrückt. Die Bilanz ist so positiv, dass die in unserer Region entwickelte Lösung bundesweit ausgerollt werden soll.

 

Wie weitere Entwicklungen unterstützt werden könnten, zeigte Prof. Tobias Schürholz mit dem Projekt „digital health innovation # zukunftsrevier“. Laut der Projektskizze aus der Strukturwandelinitiative soll ein Begegnungsort für Startups mit Ideen und Innovationskraft, Unternehmen und Investoren mit Finanzmitteln und Zugang zum Markt und den Hochschulen mit ihren Forschungsressourcen geschaffen werden.

 

Idee, Planung und Durchführung der Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Care & Mobility Innovation statt, stellte Norbert Grimm der WFG Heinsberg vor. „Gemeinsam mit Partnern aus der Stadt und Städteregion Aachen sowie aus den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg arbeiten wir eng zusammen“, so Norbert Grimm der WFG Heinsberg, der die Arbeit des Projektes allgemein vorstellte. Welche Auswirkungen das auf eine Gebietskörperschaft haben kann, stellte Michael Franssen, Kreis Euskirchen, vor. „Wir wollen uns auf die Reduzierung von Notfallfahrten aus Pflegeheimen in Krankenhäuser fokussieren“, konkretisierte er die Zielrichtung des Kreises Euskirchen und bot den Heimen umfangreiche Unterstützung an.

 

Auf dem anschließenden Markt der Möglichkeiten nutzten die Teilnehmer zum Teil über zwei Stunden lang die Möglichkeit, sich direkt mit den Referenten und anderen Teilnehmern auszutauschen und an den Ausstellungsstücken die Funktionsweisen zeigen zu lassen. Auch Fragen, wie sich neue Arbeitsweisen in den Alltag integrieren lassen, sowie zur Finanzierung wurden diskutiert. Ergebnisse: Einige Ansätze werden bereits in den nächsten Monaten in die Tat umgesetzt.