Zunahme von Individualverkehr reduziert die Lebensqualität in den Städten

Die zunehmende Urbanisierung und gestiegene Anforderungen an flexible Mobilität verursachen in den Städten mehr Individualverkehr. Auch der demografische Wandel erhöht das Verkehrsaufkommen, zum Beispiel durch Lieferdienste für Medikamente oder Mahlzeiten für ältere Menschen. Folgen sind gestiegene Emissionen, mehr Lärm und Staus, was die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen beeinträchtigt. Staus gefährden zudem die zuverlässige Versorgung hilfsbedürftiger Menschen. Um Städte auch in der Zukunft lebenswert zu gestalten, gilt es den innerstädtischen Individualverkehr zu reduzieren sowie die medizinische Versorgung zu stärken. Hierzu bedarf es einer innovativen, nachhaltigen Mobilitätslösung, die Personen- und Güterverkehr vereint und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung zielgerichtet und kostengünstig adressiert.

Zielgruppen- und funktionsangepasste Shuttle-Fahrten via digitaler Plattform

Der Projektpartner e.Volution GmbH entwickelt, produziert und betreibt Mobility-as-a-Service Systeme für Mobilitätsbetreiber, unter anderem emissionsfreie Shuttle-Flotten. Die Innovationspartnerschaft B2Cab von e.Volution und dem WZL der RWTH Aachen University verbindet Personen- und Güterverkehr, analysiert die Möglichkeiten für Shuttle-Fahrten im Rahmen der Digitalisierung und leistet dadurch einen Beitrag zur Umsetzung nachhaltiger, geteilter Mobilität. Im Projekt wird eine digitale Plattform konzeptioniert. Sie verbindet alle möglichen Nutzer*innen von batterieelektrisch betriebenen Shuttle-Flotten miteinander und bildet die Basis für eine spätere Ableitung intelligenter Fahrtrouten. Im Fokus stehen gestiegene individuelle Flexibilität, eine gleichzeitig sinkende Verkehrsbelastung und die maximale Verfügbarkeit der Fahrzeuge. Die Innovationspartnerschaft wird auch die Versorgung älterer Menschen verbessern helfen, indem exemplarisch Medikamenten-, Mahlzeiten- oder Einkaufslieferungen in die Routenplanung integriert werden.

Innovationsworkshops mit den Nutzer*innen zur realitätsnahen Umsetzung

In fünf Innovationsworkshops werden die relevanten Anspruchsgruppen identifiziert sowie deren Anforderungen, Bedürfnisse und Restriktionen bezüglich Dienstleistung, Fahrzeug oder Buchungsplattform analysiert: Es geht um die Nutzer*innen des Mobilitätsangebots sowie mögliche Auftraggeber für die durch Shuttles übernommenen Dienstleistungen. Denkbar sind unter anderem Apotheken, Ärztehäuser, Seniorenzentren, Vereine, Mahlzeitlieferdienste oder Supermärkte. Für die Durchführung der Workshops wurden vier Szenarien – Versorgungsfahrten, Arbeitsfahrten, Erlebnisfahrten sowie die digitale Mitfahrt – vordefiniert. Alle Workshops beziehen die Nutzergruppen der verschiedenen Szenarien in Form von Gesprächen ein. Dies gewährleistet die Aufnahme realistischer Bedürfnisse, Anforderungen und Restriktionen. Zum Beispiel könnten Senior*innen eine Versorgung zu bestimmten Tageszeiten wünschen (Workshop 1) oder Pendler*innen WLAN im Shuttle voraussetzen (Workshop 2). Bei Erlebnisfahrten, beispielsweise von Seniorenzentren, ist denkbar, dass die Transportmöglichkeit für Equipment und Getränke oder verstellbare Sitze grundlegende Anforderungen darstellen (Workshop 3). Der vierte Workshop untersucht die Möglichkeit einer virtuellen Mitfahrt zum Beispiel von Personen, die nicht mobil genug sind, um an einem Ausflug teilnehmen zu können. Diese sollen – digital zugeschaltet – durch Außenkameras ebenfalls den Panoramablick aus dem Shuttle genießen. Dies wirkt Einsamkeit oder dem Ausschluss aus Gruppen entgegen. Weitere Anwendungen könnten digitale Meetings sein, die es ermöglichen, auf dem Weg zur Arbeit erste Termine zu erledigen oder die digitale Begleitung von Kindern auf dem Weg zur Schule.

 

Auf den Ergebnissen basierend entsteht in B2Cab ein Demonstrator für die digitale Plattform. Im fünften Workshop wird der Demonstrator mit den eingebundenen Personengruppen daraufhin analysiert, ob alle Erwartungen erfüllt werden oder relevante Informationen zu ergänzen sind. Zudem wird eruiert, ob alle mit der Nutzeroberfläche umgehen können und welche Endgeräte zur Buchung der Fahrten für alle Generationen in Frage kommen.

Die digitale Plattform dient sodann als Grundlage für den Betrieb der Shuttle-Flotten und als Input für weitere Entwicklungstätigkeiten: Die betrachteten Dienstleistungsszenarien können passend zur zeitlichen und lokalen Nachfrage für die spätere Routenplanung klassifiziert und priorisiert werden. Auch gilt es, die für die batterieelektrischen Shuttles erforderlichen Ladezyklen, die aktuelle Verkehrslage und weitere Einflussgrößen einzubeziehen. Intelligente Algorithmen ordnen auf dieser Grundlage die identifizierten Dienstleistungen den Shuttles zu. Nutzungsprofile erlauben es, verschiedene Routen zu speichern und regelmäßige Fahren zu planen und buchen.

Innovative Mobilitätskonzepte und bessere medizinische Versorgung in der Region Aachen

Das Projekt etabliert innovative Mobilitätskonzepte in der Region Aachen und leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Menschen. Das aus den verschiedenen Szenarien abgeleitete Konzept für die digitale Plattform bildet eine valide Grundlage für den langfristigen Umgang mit dem absehbaren wachsenden Verkehrsaufkommen und kann bereits kurzfristig zu einer Entspannung der Verkehrslage beitragen. B2Cab bietet eine realistische Alternative zum Individualverkehr. Der am tatsächlichen Bedarf orientierte Personen- und Güterverkehr erhöht die Auslastung der Fahrzeuge sowie die individuelle Flexibilität und stärkt die Versorgung Hilfsbedürftiger. Da die gesamte Bevölkerung von dem Konzept profitiert, ist von einer hohen Akzeptanz auszugehen.

Intelligenter Betrieb batterieelektrischer Shuttle-Flotten zur Realisierung nachhaltiger Mobilität (B2Cab) ist eine von derzeit elf geförderten Innovationspartnerschaften im Rahmen des Projektes Care and Mobility Innovation. Die Innovationspartnerschaft ist im April 2022 gestartet.